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Genug geredet. Jetzt wird gehandelt.

„Corporates haben ein Geschwindigkeitsproblem. Dies betrifft nahezu alle Ebenen, von der Entscheidungsgeschwindigkeit über die Reaktionsgeschwindigkeit bei Marktveränderungen bis zur Innovationsgeschwindigkeit“, schreibt Bastian Halecker, Professor für BWL & Entrepreneurship an der Uni Potsdam.

Zudem bleibt vieles im „Eigentlich müsste man … “ stecken und hat zu wenig Wumms. Corporates, also klassische Unternehmen, müssen folglich nicht nur schneller, sondern vor allem auch mutigerer werden. Die Veränderungsdynamik kann dabei in zwei Richtungen gehen:

>> Big Wins: Das sind Strategieprojekte, die durch transformative Innovationssprünge und Disruptionen geradewegs in die Zukunft führen. Sie erfordern radikal neue Denk- und Handlungsmuster, um gänzlich neue Leistungsdimensionen zu erschließen. Solche Neuerungen haben einen hohen Innovationsgrad, sodass sie bestehende Geschäftsfelder komplett verändern. Sie sind immer ein Angriff auf das Etablierte. Deshalb werden sie anfangs belächelt, niedergemacht und mit Zynismus bedacht. So wurde Tesla jahrelang von den klassischen Autobauern verspottet, jetzt werden sie von Tesla gejagt. Allein im dritten Quartal 2021 machte Tesla 1,6 Milliarden US-Dollar Gewinn, obwohl die „keine Autos bauen können“, wie Ex-Siemens-CEO Joe Kaeser einmal sagte. Einst hat er Elon Musk als Kiffer bezeichnet, der von Peterchens Mondfahrt träume. Doch siehe da: Längst führt Musks Firma SpaceX kommerzielle Flüge ins Weltall durch. Die dazu benötigten Raketenstufen kommen heil zur Erde zurück und sind wiederverwendbar, etwas, das nicht mal der NASA gelang.

>> Quick Wins: Nach dem Motto „Start small, but start“ setzt man bei Quick Wins auf rasch umsetzbare, praxisnahe Maßnahmen und Tools, die mithilfe der Mitarbeiter:innen überholte Bürokratie abbauen, Prozesse agilisieren, neue Ideen produzieren und Innovationsprozesse beflügeln. Weitgehend selbstorganisiert kommen intelligentere, effizientere, passendere Wege der Aufgabenbewältigung, der Zusammenarbeit und der Zielerreichung zum Einsatz. So erzeugt ihr eine erstens fortwährende und zweitens vorausschauende Selbsterneuerung in überschaubaren Schritten – gekoppelt an schnelle Erfolge. Denn je kleiner die zu ändernde Sache, desto leichter kann sie umgesetzt werden. Sind die Mitarbeitenden daran gewöhnt, sich permanent anzupassen, ist es viel leichter, Wandel voranzubringen. Veränderungskraft wird zur Normalität, weil sie durch ständiges Ausprobieren, Reflektieren, Adaptieren und Optimieren täglich trainiert wird – und weil Erfolge sich so zügig zeigen. Wir Menschen brauchen das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben. Von Natur aus sind wir auf schnelle Resultate fixiert. Das macht Hunger auf mehr.

Mit passenden Quick Wins kommt ihr schneller ans Ziel

Ganz entscheidend dabei: Quick Wins müssen einfach sein. Und sie visieren Nahziele an. Viele solcher Initiativen entstehen zunehmend ohne Mandat. Im Operativen wissen die Mitarbeitenden selbst am besten, welche Abläufe umständlich, mühsam oder veraltet sind, also die Zusammenarbeit stören oder beim Kunden Qualen auslösen.

Quick Wins werden auch nie gleich als Muss vorgegeben, sie stellen Anregungen dar. Weil im Vorfeld nicht klar ist, wie die Organisation darauf reagiert, werden sie zunächst als Experiment für eine festgelegte Dauer getestet – und dann übernommen, gestoppt oder weiterentwickelt. So machen gute Quick Wins die Anwender frei von hierarchischer Fremdsteuerung – und das Unternehmen rasch sehr viel besser.

Kreative Weiterdenker und mutige Andersmacher, die Übermorgengestalter, sind gerade dann, wenn es um Quick Wins geht, unverzichtbar. Sie sind denen, die weniger couragiert sind, ein Vorbild. Wie ein Katalysator setzen sie Prozesse in Gang, die sich im gesamten Unternehmen weiterverbreiten.

So bringen sie Agilität und Veränderungswillen bis in den letzten Winkel einer Organisation. Zudem können sie zum Sprachrohr all derer werden, die Veränderungen längst ebenfalls wollen, dies aber typbedingt nicht zu sagen wagen. Zudem können sie denen wieder Auftrieb geben, die früher öfter mal Neuartiges einzubringen versuchten, aber abgekanzelt und desillusioniert worden sind.

Drei Regeln: So werdet ihr mit Quick Wins erfolgreich

Damit ihr schnell in Fahrt kommen könnt, habe ich in meinem neuen Buch Bahn frei für Übermorgengestalter eine umfassende Sammlung von Quick Wins erstellt. Die ausgewählten Maßnahmen sind leicht umzusetzen und für jedes Unternehmen relevant. Ich habe sie nicht wie eine Bastelanleitung haarklein beschrieben, sondern nur ausführlich skizziert.

So könnt ihr euch, ganz im Sinne des selbstorganisierten Miteinanders, gemeinsam Gedanken darüber machen, was sich wie bei euch und im Unternehmen am besten umsetzen lässt. Dazu drei Tipps:

>> Nicht kopieren! „Die eine“ Lösung gibt es nicht. Jede Firma muss ihren eigenen Weg finden. Blaupausen sind sogar höchst gefährlich, denn keine zwei Unternehmen sind gleich. Branchen und Märkte sind genauso individuell wie Geschäftsmodelle, Unternehmenskultur und Kundenstrukturen. Landestypische Gegebenheiten sind zu beachten. Die Größe spielt eine Rolle. Und es kann Restriktionen geben, die einem durch Gesetze, Behörden, die Börse, Investoren oder Anteilseigner auferlegt werden.

>> Durststrecke einkalkulieren! Prozessmusterwechsel können zunächst zu . Leistungseinbrüchen führen. Die neuen Abläufe müssen ja erst eingeübt werden. Das führt womöglich zu einer Durststrecke, die man aushalten und durchstehen muss. Jeder Leistungssportler kennt dieses Phänomen. Man verlässt vertrautes Terrain, ist verunsichert, hat Anlaufkosten. Das wird man nur dann auf sich nehmen, wenn die Zukunftseinstellung positiv ist. Die Chancen müssen die Risiken überstrahlen.

>> Nicht in einem Ruck! Transformationsinitiativen sollten, das sagen alle, die sie hinter sich haben, nicht in einem Ruck, nicht überhastet und nicht auf die harte Tour umgesetzt werden. Wer alle Wände gleichzeitig einreißt, dem fällt das Dach auf den Kopf. Ein Schritt-für-Schritt-Vorgehen ist viel besser geeignet, um seine gesteckten Ziele insgesamt zu erreichen. Entscheidend dabei ist, mit dem ersten Schritt rasch zu beginnen. Denn „später“ heißt heute nicht selten „zu spät“.

Mit Mut schafft ihr es an die Honigtöpfe der Zukunft

Kein Unternehmen wird Innovationssprünge erzielen, wenn es seine Mitarbeiter:innen dafür belohnt, ihre Arbeit „at target, on budget, in time“ abzuliefern, also Punktlandungen auf Vorgaben zu machen. Niemand kann sich mit dem Übermorgen befassen, wenn er Zielen aus dem Vorjahr hinterherlaufen soll. Wer vorgefassten Verfahrensweisen präzise folgt, erblindet für die tatsächlichen Chancen.

Im Neuland gibt es keine Erfolgsgarantien – und keine Vollkaskoversicherung für gute Ideen. Zukunft kann man nicht zählen und messen, denn sie ist noch gar nicht passiert. Märkte, die noch nicht existieren, können nur hoffnungsvoll voreingeschätzt werden. Ein Alptraum für den Controller. Der will keine Abenteuer, sondern exakte Zahlen und einen festen Plan. Hey, nur mit Wagemut gelingen die großen Sprünge.

Innovationen sind der Umsatz von übermorgen. Man muss frühzeitig beginnen, um sie startklar in der Pipeline zu haben, wenn die alten Lösungen es nicht mehr bringen. Wer Neuheiten erschaffen will, die die Menschen tatsächlich in ihr Leben lassen, braucht eine Ausprobier- und Experimentierkultur, die das Vorwärtsdenken für alle Beschäftigten zu einer Selbstverständlichkeit macht.

Manche gehen dabei voran, andere folgen. Gute Resultate werden gesehen, gewürdigt und gefeiert. Auch Versuche werden anerkannt und belohnt, denn zwangsläufig kommt man um Misserfolge nicht herum. Umwege erhöhen die Ortskenntnisse, heißt es so schön. Die Zukunft liegt in den Händen unkonventioneller Ideengeber, die mit jungem, wildem, kühnem Denken und Tun die entscheidenden Umbrüche wagen. Hier gleich 10 Schritte, wie das gelingt.

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