Durch meine Arbeit bin ich viel in Hotels unterwegs. Seit Jahren verzichte ich bei meinen Aufenthalten auf die tägliche Zimmerreinigung. Das ist umweltfreundlich und hilft dem Hotel, Kosten zu sparen. Um die 10 Euro sind für die Reinigung eines Zimmers bei Fremdvergabe zu berappen. Noch nie habe ich aber erlebt, dass ein Hotel daraus ein Programm gemacht hätte. Bis jetzt. Im Upstalsboom auf Föhr nennt man es „Lebenswert“. Verzichtet der Gast auf die Zimmerreinigung, werden 3 Euro an die lokale Robbenauffangstation gespendet. Ich habe sie besucht. Eine sehr sinnvolle Sache: nicht beliebig, sondern durchdacht, regional eingebettet und nachprüfbar.
Nachhaltigkeitsaktivitäten erzeugen Kundeninteresse, Arbeitgeberattraktivität und Medienrelevanz
Die Lebensgrundlage unseres Heimatplaneten ist auf vielfache Weise bedroht. Jeder einzelne ist gefragt, das zu ändern. Und jeder Beitrag zählt. Auch mit Kleinigkeiten können wir alle gemeinsam eine Menge bewegen. Gerade von Unternehmen wird zunehmend erwartet, dass sie – passend zu ihrem Geschäftszweck – nachweislich auch Verantwortung für das Gemeinwohl tragen. Nicht nur die Nachwuchsgeneration ist offen für ökologische und soziale Aspekte, eine ethische Grundhaltung und ein sinnbehaftetes Tun. Zunehmend fordert das die gesamte Gesellschaft. Wer nachhaltig wirtschaftet und sich zugleich an die kleinen und großen Probleme der Menschheit macht, erzeugt Kundeninteresse, Arbeitgeberattraktivität und Medienrelevanz.
Bitte keine Schönwetter-Kampagnen, sondern Wahrhaftigkeit
Aber, und das ist entscheidend: Das Engagement muss wahrhaftig sein. Mit geschönten Fakten und Vorgaukelei kommt man kaum noch durch. Keine noch so gut gemachten Sonntagsreden können auf Dauer darüber hinwegtäuschen, was ein Anbieter tatsächlich treibt. So manche Nachhaltigkeitsaktivität wird schnell als Feigenblatt-Maßnahme durchschaut, Klimaneutralität als reine Behauptung entlarvt. In der Werbung versprochene Spenden werden als nie angekommen reklamiert, obskure Zertifikate als moderner Ablasshandel demaskiert. Dubiose Siegel, gekaufte Testergebnisse, getürkte Qualitätskontrollen, bestochene Gutachter, Mogelpackungen, die Lügen der Protagonisten in Werbeclips, irgendwann kommt es raus. Jeder Mitarbeiter kann als unautorisierter „Pressesprecher“ seines Unternehmens fungieren und im Web darüber berichten, was sich hinter den Kulissen in Wirklichkeit tut.
Jeden Unternehmensbereich und jeden Mitarbeiter konstruktiv aktivieren
Bei Upstalsboom haben Azubis die Lebenswert-Aktion initiiert. Die besten Ideen kommen eben selten von oben, sondern meist aus der Mitte des Unternehmens. Setzen Sie sich also am besten interdisziplinär mit den an Nachhaltigkeitsthemen interessierten Mitarbeitern zusammen, und gehen Sie systematisch mal alle Bereiche des Unternehmens durch, um pfiffige, neue Initiativen anzuschieben. Überall gibt es noch etwas zu tun. Und immer dann, wenn die Mitarbeiter etwas selbst erdacht und in die Tat umgesetzt haben, statt von oben angewiesen worden zu sein, entsteht der „Mein-Baby-Effekt”: Was man selbst geschaffen hat, lässt man nicht mehr im Stich.
Eine ergänzende Leseempfehlung: „Was, wenn wir einfach die Welt retten“ von einem meiner Lieblingsautoren: Frank Schätzing. Er hat die Arbeit an einem neuen Roman unterbrochen, um dieses Sachbuch zu schreiben. Ein paar interessante Ideen für Nachhaltigkeitsinitiativen zur Klima- und Umweltrettung sind sicher für jeden dabei.