Mein Gesprächspartner ist verzückt. Mit nichts hatte er gerechnet, und dann kam dieses kleine Paket: Ein Schal seines Lieblingsfussballclubs – und ganz groß sein Name darauf. Schnell zwei, drei Bilder gemacht, und sofort auf Facebook den Freunden gezeigt. Likes garantiert! Samstag wird ein Video gedreht. In den Hauptrollen: Der Fan und sein neuer Schal. Das wird auf YouTube gepostet! Und ganz klar: Voll flammender Begeisterung wird die Geschichte all denen erzählt, die auch nur einen Hauch von Interesse bekunden.
Bingo! Das nenne ich ein gelungenes Ideenmanagement: emotionalisierend, loyalisierend, personalisiert und viral. Ja, mit der Macht einer guten Idee kann man die Menschen ganz tief im Herzen erreichen – ohne dafür tief in die Tasche zu greifen. Und das Beste daran: Es macht die Beglückten zu kostenlosen Starverkäufern.
Für eine gute Idee braucht man vor allem eins: viele Ideen
Wer empfohlen werden will, kann gar nicht genug Ideen haben, um seine Kunden immer wieder neu zu betören. „Für eine gute Idee brauchst Du vor allem eins: viele Ideen.“ Das hat der Erfinder Thomas Alva Edison einmal gesagt. Und es stimmt. Denn nur, wer viel würfelt, der würfelt am Ende auch Sechser. Doch anders als folgsame Hunde kommen gute Ideen nicht einfach so, wenn man sie ruft. Man muss schon auch die richtigen Voraussetzungen schaffen.
Zunächst geht es um das Einsammeln von „Ideenfunken“, um sie dann in „Sternenstaub“, also in Begeisterungsideen für das Empfehlungsgeschäft zu verwandeln. Erfassen Sie zu diesem Zweck systematisch:
- Ihre eigenen Ideen in einem Ideenbuch,
- die Ideen anderer in einem (digitalen) Ordner,
- die Ideen Ihrer Mitarbeiter in einer Ideenbank.
Verschiedene Softwareanbieter stellen dazu inzwischen auch allerlei Tools zur Verfügung, die unter dem Oberbegriff “Social Collaboration Software” laufen.
Wie man eine Ideenbank auf Social-Collaboration-Basis installiert
Das ideale Tool für ein gutes Ideenmanagement ist eine Mischung aus Wiki, Blog und Bewertungsportal. Interessante Ideen aus Kreativ-Workshops, Anstöße aus Reklamationen, Verbesserungsvorschläge aus Mitarbeiter- und Kundenbefragungen, passende Impulse aus den Medien, dem Web sowie von Messen und Trendreports können dort unterkommen, auch wenn es gerade keine Verwendung dafür gibt.
Ein solches Tool nenne ich Ideenbank, und zwar deshalb, weil es wie ein Sparkonto funktioniert: Bei Bedarf kann man sich etwas auszahlen lassen, anderes bleibt als Einlage für später liegen. Dieses Vorgehen reduziert auch verständlichen Mitarbeiterfrust, wenn deren Ideen nicht gleich an die Reihe kommen. Vielmehr lässt man alle Interessierten auf basisdemokratische Weise an einem kontinuierlichen Ideensammeln, Bereichern, Bewerten und Implementieren teilhaben.
Am besten werden zunächst passende Oberkategorien gebildet. Das können zum Beispiel Produkte, Prozesse oder Kundengruppen sein. Eine Verschlagwortung sowie eine Suchfunktion helfen beim Suchen und Finden. Unter jede Idee kommt – wie bei einem Blog – ein Kommentarfeld, in das Dritte ihre Meinung oder ihre Erfahrungen mit der Idee einstellen können. Ferner gibt es eine Fünf-Sterne-Bewertungsfunktion sowie die Ja/Nein-Frage, ob die Idee hilfreich war.
Reden Sie regelmäßig über dieses Tool und erzählen Sie drinnen und draußen, was sich bei der Umsetzung spannender Ideen so alles ergab. Schaffen Sie originelle Anreizsysteme, um die wirkungsvollsten Ideen wie auch die kreativen Köpfe dahinter zu feiern.
Wie sich Begeisterungsideen generieren lassen
Im Empfehlungsmarketing geht es vor allem um kleine, immer wieder neue, überraschende, außergewöhnliche, bezaubernde Ideen, die an ganz vielen Stellen Gesprächsstoff liefern – und empfehlenswert machen. Eine gute Frage, um dorthin zu gelangen, ist die:
“Was ist die absolut verrückteste Idee, die Ihnen/uns/Euch zum Thema Kundenbegeistern und Mundpropaganda-Machen in den Sinn kommt?”
Diese Frage muss unbedingt exakt so gestellt werden, weil sonst meist nur Allerweltslösungen vorgeschlagen werden. Doch in den Extremen stecken die größten Innovations- und Empfehlungschancen. Durchschnittsideen hingegen erzeugen nur Mittelmaß. Und sowas wird niemals weiterverbreitet.
Um dem businessgrauen Einheitsbrei zu entfliehen und sich aus üblichen Denkmustern zu lösen, schlägt Sonja Radatz, die die relationale Beratung populär gemacht hat, ein Spiel mit der Welt der Farben vor: „Wie könnte zum Beispiel eine grellorange Lösung aussehen, oder eine buntgestreifte, oder eine kirschrote?“ Und dies ist nur eine Möglichkeit von vielen, um Kreativität anzukurbeln.
In kleineren Unternehmen tut es auch ein Ideenbaum
In kleineren Unternehmen – oder wenn Sie es einfacher machen wollen – reicht auch ein Ideenbaum. An diesen kann jeder seine Ideen hängen, notfalls auch anonym. Der jeweilige Vorschlag sollte anhand einer kleinen Vorlage ausgearbeitet werden. Sie umfasst die Beschreibung der Idee als solche, nennt die Vor- und Nachteile und enthält einen Umsetzungsplan sowie das Budget.
So können sinnlose Anregungen vermieden werden, das unternehmerische Denken wird angeregt und die Wirtschaftlichkeit einer Idee steht im Fokus. Monatlich werden im Rahmen eines Meetings dann die „Früchte“ gepflückt, diskutiert, bewilligt und in der Folgezeit umgesetzt.