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Mitarbeiterführung

Gute Ideen finden und managen (2/2): In fünf einfachen Schritten zum Ziel

Gute Ideen sind sehr zerbrechlich. Ihnen und ihren Schöpfern weht oft eine steife Brise entgegen, weil sie sich gegen so viele Bedenkenträger zur Wehr setzen müssen. Jede Veränderung hat ja bekanntlich Beteiligte, Beleidigte, Betroffene und Befürworter. Sie beinhaltet Erfolgsaussichten und Risiken, setzt Hoffnungen und Befürchtungen frei. Sie erfordert zunächst Einsicht, dann loslassenden Abschied von lieb gewonnenen Routinen und schließlich Aufgeschlossenheit für Neues.

Doch Mutlosigkeit oder Machtspielchen ersticken oft jedes kreative Denken im Keim. Bei weitem nicht jeder ruft „juchu!“, wenn es was zu verändern gibt. Und so mancher will sich mit seinen an und für sich tollen Ideen lieber nicht lächerlich machen. Und schon verschwinden mögliche Volltreffer in hintersten Schubladen, in verstaubenden Ordnern oder in der Ablage P.

Yes-Butter, Why-Notter und Engelsadvokaten

In vielen Unternehmen ist es leider Routine, dass die erste Reaktion auf einen Vorschlag immer negativ ist. Dort sind es die Schwarzseher und Blockadebauer, die sich als erstes lautstark zu Wort melden (dürfen), die überall Gefahren wittern und jeden noch so guten Vorschlag zerreden. Ihr Blick geht gerne zurück in die sogenannte gute alte Zeit.

Klären Sie also ruhig einmal per einfacher Strichliste: Wie oft reden wir hier über das, was nicht funktioniert? Und wie viel läuft denn wirklich schief? Wie viele Kunden sind denn tatsächlich schwierig? Um wie viel besser ist die Konkurrenz denn absolut? Oder hat sie vielleicht nur die Beschäftigten mit der besseren Einstellung?

Wer viele “Yes-butter” (Ja, aber …Sager) in seinem Team hat, lasse zunächst die “Why-notter” (Warum eigentlich nicht … Sager) agieren. Sie bekommen in einem Meeting als sogenannte “Engelsadvokaten‘” immer das erste Wort. Sie unterstützen eine Idee, finden zunächst das Gute darin und geben ihr so eine Überlebenschance.

Nun sind zumindest schon mal zwei Personen im Raum dafür. Und Querdenker erhalten die so dringend benötigte Rückendeckung. Der Chef sollte die sich entwickelnde Diskussion ruhig eine Weile laufen lassen, damit sein “Machtwort” den kreativen Prozess nicht gleich stoppt.

Ideenfindung in fünf einfachen Schritten

Wer systematisch auf die Suche nach Begeisterungsideen gehen will, kann dies in fünf Schritten organisieren:

1. Ziel-Definition:

Wo wollen Sie hin, was soll am Ende erreicht worden sein? Dies muss deutlich werden, damit das Ideen-Generieren eine Richtung bekommt. Gehen Sie dabei von Ihren Zielgruppen aus: Was können wir für diese besser, schneller, einfacher, überraschender, origineller machen. Formulieren Sie daraus eine möglichst konkrete Fragestellung, damit der Weg nach Heureka gelingt.

2. Zusammenstellung des Kreativteams:

Involvieren Sie in dieser Phase vor allem Visionäre, Querdenker, Pioniere, Machertypen und Kundenbotschafter, damit es vor Ideen geradezu sprudelt. Stellen Sie ein möglichst bunt zusammengewürfeltes Team zusammen, mischen Sie Alt und Jung, Männer und Frauen, Interne und Externe, Experten und Laien. Integrieren Sie unbedingt auch Mitarbeiter, die von der späteren Umsetzung betroffen sind. Damit minimieren Sie von vorne herein aufkommende Widerstände. Ein geschulter Moderator kann helfen, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen und den ganzen Prozess zielgerichtet zu steuern.

3. Ideen-Generierung:

Begeben Sie sich an einen neutralen, störungsfreien, inspirierenden Ort. Sorgen Sie gleich am Anfang für gute Laune, denn Kreativität kann sich nur in heiteren Hirnen entfalten. Setzen Sie passende Kreativitätstechniken ein. Zeiteinheiten von 30 bis 60 Minuten sind optimal. In dieser frühen Phase benötigen Sie ein Maximum an Ideen. Irrungen und Wirrungen sind dabei hochwillkommen, denn gerade jämmerliche Ideen bahnen oft den Weg zu einer ganz großem. Speichern Sie alle Ideen. Und beachten Sie die drei goldenen Regeln eines Kreativprozesses:

  • Quantität vor Qualität, gegenseitige Inspiration ist erwünscht.
  • Alle Teilnehmer sind gleichberechtigt, es gibt keine Hierarchie.
  • Jegliche Kritik, egal, ob positiv noch negativ, ist verboten.

4. Ideenbewertung und Selektion:

Benutzen Sie passende Bewertungs- und Selektionstechniken, um die gefundenen Ideen sinnvoll zu kombinieren und die Spreu vom Weizen zu trennen. Dies sollte nicht das Kreativteam, sondern ein spezielles Bewertungsteam tun, da nun die Machbarkeit in den Vordergrund rückt. Erstellen Sie eine Prioritätenliste, sortieren Sie nach Marktfähigkeit, Zeithorizont, Wirtschaftlichkeit und Nichtkopierbarkeit. Dabei kommt es erfahrungsgemäß zu weiteren Ideen. Geben Sie den am Ende favorisierten Ideen Namen, und definieren Sie danach das weitere Vorgehen.

5. Implementierung:

Sorgen Sie zunächst für interne Akzeptanz. Dies erfolgt am besten durch Involvieren und frühzeitige, regelmäßige, offene Kommunikation. Stellen Sie die notwendigen Ressourcen bereit. Bringen Sie Ihre Ideen zügig in den Markt, und zwar zum richtigen Zeitpunkt. Experimentieren Sie. Testen Sie Varianten. Holen Sie sich Feedback von Ihren Kunden, hören Sie dabei auch auf die leisen Töne und die kritischen Hinweise. Optimieren Sie kontinuierlich. Und dann? Beginnen Sie diesen Prozess wieder von vorn. So sorgen Sie für einen regelmäßigen Nachschub an frischen, unverbrauchten, unnachahmlichen Ideen.

Die Kunden sind die besten Ideengenerierer

Recherchieren Sie auch, was Andere so machen. Schauen Sie dabei vor allem über den Tellerrand hinaus und in andere Branchen hinein. Hervorragende Ideen finden Sie an vielen Stellen im Web – und auch immer wieder in meinem Blog. Falls Ihnen am Ende die eigenen Ideen ausgehen sollten, dann zapfen Sie den größten Ideenpool an, den es da draußen gibt: den kollektiven Einfallsreichtum kreativer Kunden.

Wer darüber hinaus Brainstorming-Portale wie brainr.de, atizo.com, neurovation.net oder brainfloor.com nutzt, versorgt sich mit der kollektiven Intelligenz kreativer Querdenker von überall her. Denn die wertvollsten Ideen entstehen niemals im behüteten Drinnen, sondern an den Rändern einer Organisation und im wilden Draußen.

Ideenmanagement

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Eine Antwort auf „Gute Ideen finden und managen (2/2): In fünf einfachen Schritten zum Ziel“

Sehr geehrte Frau Schüller,
ich finde Ihren Blog sehr interessant. Behandeln Sie doch fast genau die gleiche Problemstellung wie ich. Eventuell könnte Sie meine Herangehensweise auch interessieren.
Dazu habe ich bei XING einige Beiträge geschrieben. Sie könnten sich vielleicht sogar für mein Buch http://www.springer.com/gp/book/9783662464335#aboutBook
erwärmen;-) Ich beschreibe darin unter anderem eine “kombinierte Versuchs-und-Irrtum-Methode”. Damit lassen sich zahlreiche Ideengenerieren. Ich beziehe mich darin vornehmlich auf die Lösung technischer Probleme. Doch die Erweiterung auf nichttechnische Aufgabenstellungen halte ich durchaus für denkbar.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Hahnl