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Für Sie gelesen: „KI 2041“, „Alles überall auf einmal“ und „KI jetzt“

Wir befinden uns im Jahr 2041. Chamal, ein schmächtiger vierzehnjähriger Junge, trägt wieder seinen hautengen haptischen Anzug, spezielle Handschuhe und diesen coolen Helm, den er so liebt. Er zählt zu den besten virtuellen Formel-1-Fahrern in ganz Sri Lanka. Den größten Teil seiner Freizeit hat er in einem VR-Café in Colombo verbracht. Nun arbeitet er für eine chinesische Firma und verdient sich mit virtuellen Probefahrten ein wenig Geld. Wie immer springt er behände in das Virtual-Reality-Cockpit. Verbinden. Synchronisieren. Das Sichtfeld einstellen. Alles längst Routine.

Der Countdown beginnt. Sein heutiger Auftrag spielt auf einer künstlich geschaffenen Insel. Ein Meerbeben hat einen Tsunami ausgelöst und das smarte Verkehrsleitsystem lahmgelegt. In sechs Minuten würde eine zehn Meter hohe Welle die Insel treffen. An die 100 autonome Fahrzeuge brausen unkontrolliert über die Straße am Meer. Weitere Fahrer und auch Chamal sollen die Lenkräder der Wagen übernehmen, auf manuelle Steuerung schalten und die Fahrzeuge samt Insassen schnell in Sicherheit bringen.

Es ist das schwierigste Spiel, das Chamal je gespielt hat. Sein virtueller Avatar springt von einem Fahrersitz zum nächsten, übernimmt die Kontrolle und rast mit den Wagen zur Evakuierungszone. Jetzt sieht Chamal die Welle. Schneller! Er will so viele Punkte wie möglich machen und in klingende Münze verwandeln. Noch ein Auto. Und noch eins. Da schießt haushoch das Monster heran. Die Wagen, die er nicht retten kann, verschwinden im dunklen Wasser. Game over. Später am Tag sieht er in den Nachrichten den Bericht über einen Tsunami, der Teile Japans verwüstet hat. Chamals Herz rast wild. Die Szene kommt ihm unheimlich vertraut vor. Die Straße, die Autos, alles war wie im Spiel. Die Simulation war – Realität. Er hat Menschenleben gerettet.

Zehn Zukunftsvisionen über die Symbiose zwischen Mensch und KI

Diese Story stammt, hier stark gekürzt, aus dem Buch KI 2041. Darin geht es um zehn Zukunftsvisionen, vom preisgekrönten chinesischen Science-Fiction-Autor Qiufan Chen in realitätsnahe, spannende Geschichten verpackt, die an weit verstreuten Schauplätzen rund um den Globus spielen. Im Mittelpunkt jeder Geschichte steht eine im Jahr 2041 voraussichtlich verfügbare Technologie, die der taiwanesische KI-Experte Kai-Fu Lee anschließend erläutert. Technologie an sich, so betont Lee, der leitend bei Microsoft, Apple und Google gearbeitet hat, ist weder gut noch böse. Es kommt immer darauf an, was wir daraus machen. Hoffnung ist also durchaus berechtigt.

„Wir sind keine passiven Leser des KI-Narrativs, sondern dessen Autoren“, betont Lee. KI kann die Tür zu einer strahlenden Zukunft für die Menschheit öffnen, unglaublichen Wohlstand schaffen, unsere Fähigkeiten durch Mensch-KI-Symbiose erweitern und uns in ein Zeitalter des Überflusses führen. KI kann allerdings auch zahllose Gefahren mit sich bringen, verursacht von Menschen, die KI in böser Absicht oder leichtsinnig nutzen. „Wenn wir in der Beziehung zwischen KI und Mensch das richtige Gleichgewicht finden, wäre dies zweifellos die bedeutendste Leistung in der Menschheitsgeschichte.“ Mit diesem Satz endet das 534 Seiten starke Buch.

Wie KI unsere Welt verändert – und was wir dabei gewinnen können

„Wir erschaffen gerade neue Welten – wir Menschen, gemeinsam mit der KI.“ Miriam Meckel und Léa Steinacker, unter anderem Gründerinnen des Innovationshubs Ada Learning, erläutern in ihrem 400-Seiten-Werk leicht und verständlich, was wir über KI wissen müssen und welch immense Chancen sie uns allen birgt – wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen. Gleich vorweg: Es ist überaus wohltuend, in der männerdominierten KI-Welt derart fundierte weibliche Stimmen zum Thema zu hören, zumal die beiden Autorinnen viele weitere Frauen zu Wort kommen lassen (was in von Männern geschriebenen Büchern leider oft weitgehend fehlt).

Das Buch, im Februar 24 erschienen, befasst sich überwiegend mit den Auswirkungen generativer KI. Mit ChatGPT & Co ist künstliche Intelligenz erstmals auf einfache, verspielte und teils kostenlose Weise für jede und jeden verfügbar. Die rasanten Fortschritte dieser „hocheffizienten Wortwahrscheinlichkeitsvorhersagemaschinen“ geben allen Interessierten überall auf dem Globus zeitgleich die Möglichkeit, als Mensch und Profi zu wachsen. Sie dienen nicht nur der Unterstützung in vielerlei Arbeitsprozessen und Lebenslagen, sondern auch der Erhöhung menschlicher Intelligenz. Zudem könne, nachdem die KI uns immer mehr sachliche Aufgaben abnimmt, „das KI-Zeitalter eine große Rehabilitation der Gefühle sein.“

Doch die Autorinnen warnen auch: Natürlich vor Deepfakes und den damit verbundenen immensen Gefahren, zudem vor dem maßlosen Verbrauch von teils immer noch fossiler Energie. Und sie warnen vor Text-Inzest. Was das ist? Generative KI wird mit Vergangenheitsdaten trainiert, und das erzeugt den GiGo-Effekt: Garbage in, Garbage out. Schlechtes, gefaktes, entstelltes oder diskriminierendes Ausgangsmaterial mit niederen ethischen Werten erzeugt Müll. Auch der ganze Dreck, der ins Web geschleudert wird, steckt in ihr drin. Zudem wird sie teils mit Texten trainiert, die sie selbst „halluzinierend“, also frei erfunden, geschaffen hat.

„Die KI presst alle Kommunikation durch einen hocheffizienten Mixer. Was sie produziert, wird wiederum ins Weltwissen des Internets eingespeist – ein Selbstverstärkungsmechanismus, in dem der Remix wächst und die Originalität schrumpft, so lange, bis die KI fast nur noch mit selbst geschaffenen Inhalten arbeiten kann.“ Bin gespannt, wie die KI-Anbieter das in den Griff bekommen wollen.

KI jetzt – ein 200-Seiten-Handbuch mit praktischen Anwendungstipps

Das erste Buch befasste sich mit der fernen, das zweite mit der nahen Zukunft. „KI jetzt“ spielt, wie schon der Titel sagt, in der Gegenwart. Die Autoren Kai Gondlach und Mark Brinkmann, beide in der Digitalwelt zuhause, beschreiben darin, wie KI unsere Gesellschaft, die Wirtschaft und den Arbeitsalltag bereits heute grundlegend verändern. KI kann der Anregung und Unterstützung dienen, kann Assistent, Beschleuniger, Produktivitätsbooster und ein maßgeblicher Entscheidungshelfer sein.

Nach einer Einführung in die KI geht es um ihren Einsatz in vielerlei Branchen. Der Hauptteil des Buches erläutert, wie Leser und Leserin in 7 Schritten zum KI-Profi werden können, wie sie eigene KI-Produkte entwickeln und wie KI – anhand von 22 Anwendungsfällen erläutert – einsetzbar ist. Das Buch schließt mit einem Ausblick in die KI-Welt von 2050 und, sehr ambitiös, mit einem Schnappschuss ins Jahr 2100.

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