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Unternehmensführung

Mitarbeiter-Feedback in der Öffentlichkeit: Fluch oder Segen?

Wer will, kann heute so ziemlich alles erfahren, was hinter den Mauern eines Firmengebäudes tatsächlich passiert. Am besten folgt er dazu den Spuren derjenigen, die sich auf wiwi-treff.de und ähnlichen Portalen direkt an die Online-Gemeinde wenden. Die Fragen dort klingen zum Beispiel so:

  • Wer weiß, welche Einstellungstests Firma xx im Bewerbungsgespräch macht?
  • Gibt es bei xx ein AC (Assessment Center) und wie läuft das ab?
  • Wie viel verdient bei euch ein Praktikant?
  • Wie hoch ist das Anfangsgehalt für einen Vertriebseinsteiger?
  • Stimmt es, dass es den Mitarbeiterbonus bei xx auch für Azubis gibt?
  • Kann mir jemand sagen, wie die Arbeitszeiten bei xx sind?
  • Wie ist das Essen in eurer Kantine?
  • Wie gehen die Führungskräfte bei euch mit den Leuten um?
  • Welche Erfahrungen habt Ihr bei der Einarbeitung gemacht?

Und ganz gleich, ob die Unternehmen das wollen oder auch nicht: Höchstwahrscheinlich wird sich ein Bewerber, ein interner oder ehemaliger Mitarbeiter finden, der die passenden Antworten gibt.

Zweckmäßige Vorinformation für Bewerber

Zumindest für die größeren Organisationen ist die Zahl der Auskünfte schon recht repräsentativ. Und weil sie öffentlich sind, also von jedem Interessierten gesucht und gefunden werden können, machen sie jedes Arbeitsverhältnis bis ins kleinste Detail transparent.

Bewerber erscheinen auf diese Weise bestens vorbereitet zum Einstellungsgespräch. Vor schlechten Führungsmanieren können sie rechtzeitig die Flucht ergreifen. Und jeder, der will, kann vorab erfahren, was man auf den verschiedenen Positionen verdient.

Den Verantwortlichen in den Unternehmen zeigt sich durch das Mitverfolgen solcher Online-Gespräche, welche Informationen kursieren, was von besonderem Interesse ist, wo es Glanzpunkte gibt und um welche Schwachstellen man sich ganz schnell kümmern sollte.

Noch viel ergiebiger sind allerdings die Kommentare in Diskussionsforen und Arbeitgeber-Bewertungsportalen. Selbst YouTube ist voll von Clips, die frustrierte Mitarbeiter heimlich im Büro gedreht oder nachgestellt haben, um Missstände und Fehlverhalten offenzulegen

Web-Monitoring: Dem Online-Gerede auf der Spur

Beim Web-Monitoring geht es um das Beobachten und die Bewertung der Meinungsbildung zur Arbeitgebermarke im Internet. Dies ist die beste Echtzeit-Marktforschung aller Zeiten: in Klartext, ungefiltert und unverblümt.

Doch neben all den positiven, wahren, weniger schönen und bisweilen überaus traurigen Schilderungen gibt es leider auch die, die bösen Zwecken dienen: Verleumdung, Rufmord, Geschäftsschädigung. Gegen solche Machenschaften kann, soll und muss ein Unternehmen rechtliche Schritte einleiten. Dies lässt sich allerdings nur dann in die Hand nehmen, wenn man das Ganze überhaupt mitbekommt.

Eine regelmäßige Analyse dessen, was man im Web über Sie sagt, ist also Pflicht. Dies sollte genauso zur täglichen Routine gehören wie das Lesen der Geschäftskorrespondenz und das Checken der wichtigsten Kennzahlen. Um dies zu bewerkstelligen, arbeiten HR und Social Media Management am besten eng zusammen.

Kostenlose und kostenpflichtige Monitoring-Tools

Dabei geht es zunächst um eine Bestandsaufnahme. Legen Sie hierzu eine Liste aller einschlägigen Plattformen an. Dann notieren Sie die Begriffe, die Sie beobachten wollen. Dazu gehören Ihr Firmenname, die Namen der Geschäftsleitung sowie wichtige Fachbegriffe.

Dann checken Sie, was im Web bereits über Sie steht. Das Gleiche machen Sie bei Bedarf auch für Ihre Mitbewerber. Danach richten Sie Google Alerts oder Talkwalker Alerts ein. So erhalten Sie täglich das neu hinzukommende Online-Gerede zugespielt. Rufen Sie dazu im Internet die entsprechenden Eingabemasken auf und folgen Sie den weiteren Anweisungen. Das ist kostenlos.

Besser noch: Automatisieren Sie das Zuhören. Verwenden Sie Tools wie Addictomatic oder Social Mention zum Beobachten des Mitmach-Web. So haben Sie mit dem geringstmöglichen Zeitaufwand eine größtmögliche Zahl von Webseiten im Blick. Und es entgeht Ihnen kaum mehr eine Erwähnung.

Profis verwenden kostenpflichtige Social Media Analyse-Programme, die das Web mit ‚Crawlern‘ durchsuchen und relevante Informationen herausfiltern. So erhält der Personaler dann auch controlling-taugliche Kennziffern wie etwa Hotspot-Analysen (Wo wird über uns gesprochen?), Topics (Worüber wird gesprochen?), Buzzvolumen (Wie oft wird über uns als Arbeitgeber gesprochen?) und Tonalität (Wie sprechen die User über uns?).

Was bei negativem öffentlichem Feedback zu tun ist

Sie haben negative Bewertungen erhalten? Im Web gilt Meinungsfreiheit! Zunächst ist jeder Online-Hinweis ein kostbares Geschenk: eine Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein, oder eben ein wertvoller Lerngewinn: eine Gelegenheit, Schwachstellen aufzudecken, Fehler abzustellen, Verbesserungsprozesse einzuleiten, Innovationen anzustoßen und Mitarbeiterfluktuation vorzubeugen.

Denn was einen Mitarbeiter ärgert, das stört womöglich andere auch. Negativkommentare kommen ja keineswegs nur von Querulanten. Konstruktive Kritiker haben ein echtes Interesse daran, dass erklärt wird, wie es zu einer unguten Situation kommen konnte und was unternommen wird, um so was in Zukunft zu vermeiden.

So betrachten Profis kritische Hinweise im Web als Chance, sich zu verbessern. Nur für schlechte Arbeitgeber sind diese ein Ärgernis. Die Besten sehen sie als kostenlose Echtzeit-Unternehmensberatung.

Unbedingt: Feedback auf das Feedback

Egal, welcher Natur das öffentlich Feedback auch ist: Immer geht es dabei um eine adäquate Reaktion. Bedanken Sie sich bei denen, die Sie loben! Und, soweit nachvollziehbar: Melden Sie sich bei denen, die Beschwerden hatten – und schaffen Sie deren Ärger schnellstmöglich aus der Welt!

Dabei gilt: Nichts vernebeln, nichts vertuschen, die Wahrheit zählt! Gehen Sie sachlich und höflich auf die wie auch immer geartete Kritik ein. Können Sie die Person nicht ausfindig machen, dann schreiben Sie da, wo dies möglich ist, einen passenden Kommentar. Doch reagieren Sie besonnen!

Also: keine Eskalation, keine wilden Drohungen, kein Rechtsanwalt! Und ja keine Online-Dementis. Je mehr Text zu einer Sache im Netz steht, desto interessanter ist das für die Suchmaschinen. Und desto weiter vorn findet sich das Problem. Verbreiten Sie stattdessen viel Positives, das verdrängt Negativ-Schlagzeilen. Mit etwas Glück springen wackere Fans für Sie in die Bresche.

Warum Sie Trolle nicht füttern sollten

Absolut tabu: gefälschte Wortmeldungen, verordnetes Einstellen von Kommentaren sowie anonymes Eigenlob der Führungskräfte. Und kaufen Sie keine Stimmen. Früher oder später fliegen solche miesen kleinen Schummelmethoden garantiert auf.

Zwei Punkte noch: Gegen konkrete Namensnennungen kann man vorgehen, denn es gilt das Persönlichkeitsrecht. Und gegen grobe Verleumdungen – sie sind ein Strafrechtsbestand – gehen Sie in Abstimmung mit dem Portalbetreiber juristisch vor.

Chronische Störenfriede hingegen, man nennt sie Trolle, ignorieren Sie. Die Regel lautet: Don’t feed the troll.

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