Die womöglich letzte Bastion menschlicher Denkvorherrschaft fiel am 15. März 2016. Da hat der Google-Computer AlphaGo den südkoreanischen Profispieler Lee Se-dol im schwierigsten Brettspiel der Welt besiegt: dem Kreuzworträtseldauerbrenner Go. Selbstlernend hatte AlphaGo sogar einige bis dahin unbekannte kreative Spielzüge erfunden, von denen die Fachwelt begeistert war.
Auch auf vielen anderen Gebieten werden die Menschen bereits von Computern geschlagen. Ist ein solcher Vorsprung erst mal erreicht, geben letztere ihn nie wieder ab. Indem man sie mit entsprechenden Daten füttert, lernen sie eigenständig immer weiter. Deep Learning ist das Schlagwort dafür. Wenn Sie zum Beispiel Siri benutzen, trainieren Sie gerade eine solche Lernmaschine.
Selbstlernende Softwareprogramme können nicht nur von sich aus intelligenter werden, sie sind längst auch kreativ – und intuitiv. Sie können selbständig Geschichten schreiben, Symphonien komponieren, eigene Kunstwerke erschaffen, Emotionen interpretieren und Mitgefühl zeigen. Manche Menschen vertrauen ihre tiefsten Gefühle schon lieber Computern als Mitmenschen an.
Sind Roboter gut oder böse?
In asiatischen Kulturen gelten Androiden, also menschenähnliche Roboter, als etwas Gutes. Deshalb kommen sie dort auch immer so niedlich daher. Sie sind viel kleiner als wir, um uns keine Angst zu machen. Und ihre Gesichter entsprechen dem Kindchenschema.
Ein gutes Beispiel dafür ist Pepper, der «Roboter mit Herz», der vor allem in Japan eingesetzt wird. Er hat Kulleraugen und ist 1,20 m groß. Die ersten 1.000 Exemplare waren 2015 schon nach 60 Sekunden ausverkauft. Er kann menschliche Emotionen erkennen und ist darauf programmiert, sich zu «freuen», wenn man ihn lobt, und zu «weinen», wenn er beschimpft wird.
In westlichen Kulturen hingegen werden Roboter meist als Bedrohung gesehen, die eines Tages womöglich die Menschheit vernichten – ein Glaube, an dem Hollywood nicht ganz unschuldig ist. Westliche Roboter sehen auch meist wie Erwachsene aus. Und wir gehen mit ihnen auf Konfrontation. Bei den Jobs der Zukunft wird es jedoch darum gehen, mit ihnen zu kollaborieren.
Miteinander oder gegeneinander?
Früher haben uns mächtige Industrieroboter die schweren, gefährlichen und schmutzigen Arbeiten abgenommen. Fortan werden Roboter uns vor allem das Leben erleichtern: im Büro, im Kundenservice, im Gesundheitsdienst und auch daheim. Sie werden ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft sein, vor allem als Freund und Helfer.
Diskutiert wird derzeit vor allem darüber, dass Roboter und Informationstechnologien zu Jobkillern werden. Natürlich wird die zunehmende Automatisierung Arbeitsplätze schlucken, das war bei jedem Technologiesprung auch in der Vergangenheit so. Doch es werden auch neue Jobs entstehen, die zum Teil heute noch nicht einmal vorstellbar sind.
Allein bis zum Ende dieses Jahrzehnts werden laut EU-Kommission in Europa fast eine Million Arbeitsstellen unbesetzt bleiben, weil die notwendige IT-Expertise fehlt. Reine Routinejobs sind jedoch bedroht. Und dies zunehmend auch im Büro, weil hierfür nur Software angeschafft werden muss. In der Produktion kommt die teure Hardware hinzu.
Anstatt also, wie leider so oft, Energie auf Abwehrmaßnahmen zu verschwenden, sollten wir uns besser mit einer konstruktiven Ausgestaltung von Möglichkeiten befassen. Wer gut im Umgang mit der Digitalisierung und dem Kollegen Roboter ist, der ist attraktiv für den Arbeitsmarkt, und dessen Job ist zukunftssicher.
Die Mensch-Maschine-Kooperation
Die Mensch-Maschine-Kooperation ist ein unumgänglicher Weg. Wie das aussehen kann, damit wird längst experimentiert. Kernfragen sind diese:
- Welche neuen Leistungen könnten Menschen mit Unterstützung denkender Maschinen erbringen?
- Was können Maschinen besser als Menschen?
- Was können Menschen besser als Maschinen?
- Wie kann es gelingen, das Beste von Beidem so miteinander zu verbinden, dass aus Mensch und Maschine Seite an Seite gute Teams werden können?
Im Vergleich mit Robotern können Menschen vor allem mit Humor, Fantasie, Empathie und Instinkten sowie mit gesundem Menschenverstand, dem Erfassen von Kontext, dem adaptiven Bewältigen vielfältiger Aufgaben, mit Improvisationstalent, Fingerfertigkeit, Verhandlungsgeschick und dem vernetzten Einsatz der Sinne punkten.
Wer darin gut ist, sich ständig weiterentwickelt und für Routinen auf die Hilfe intelligenter Maschinen setzt, der ist im Digitalzeitalter vorn. Dabei ein ganz wichtiger Punkt: Maschinen sind keine Konsumenten. Nur wer gutes Geld verdient, kann Umsatz generieren und damit die Wirtschaft am Laufen halten. Modernisierungsverlierer hingegen sind Sprengstoff für eine Gesellschaft.
Empfehlenswerte Bücher zum Thema
Wer mehr über das Thema lesen möchte, dem empfehle ich die beiden oben abgebildeten Bücher. Dabei beschäftigt sich „Aufstieg der Roboter“ vor allem mit der Situation in den USA und zeigt, welche Auswirkungen sich auf die dortige Wirtschaft und speziell auf die dortige Arbeitsmarktsituation ergeben. Insofern dürfte „Smarte Maschinen“ für die meisten Leser ergiebiger sein.
Darüber hinaus kann ich „The Second Maschine Age“ empfehlen. Die beiden Autoren dieses preisgekrönten Buchs aus 2015, Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee, beschreiben, wie die ökonomischen und sozialen Herausforderungen der nahen Zukunft aussehen und wie wir ihnen mithilfe von Technologien begegnen.
Ein Zusatzhinweis: Auch in meinem neuen Buch Touch.Point.Sieg. Kommunikation in Zeiten der digitalen Transformation habe ich einiges zum Thema geschrieben, vor allem mit Blick auf eine zeitgemäße Kundenkommunikation.