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Mitarbeiterführung

Motivation: Wie extrem extrinsisch gesteuerte Alphas ticken

Es gibt Menschen, die laufen vor allem dann zur Hochform auf, wenn der Applaus von außen kommt. Wir finden sie in den Teppichetagen der großen Konzerne, auf Bühnen in Scheinwerferkegeln – und in Stadien auf dem Siegerpodest. Zu ihren Lebenszielen gehört es, auf die Titelbilder wichtiger Medien zu gelangen, denn ihre Herrlichkeit soll sichtbar sein.

Sie wollen beklatscht, umjubelt und vergöttert werden. Sie sonnen sich selig im Rampenlicht der bewundernden Öffentlichkeit. Wird dieses ausgeknipst, verkümmern sie kläglich. Das kraftvolle ‚Porschehormon‘ Testosteron ist die Dampfmaschine, die sie im Großen und Ganzen befeuert.

Was das „Porschehormon“ Testosteron alles anrichten kann

Ein hoher Testosteronwert scheint sich gut anzufühlen, weshalb die, die das brauchen, ständig auf der Suche nach passender Außenstimulation sind. Möglichkeiten dazu gibt es genug, das braucht hier nicht vertieft zu werden. Wo Testosterongesteuerte das Sagen haben, gibt es überall Rankings, Rennlisten, Pokale, Statussymbole und Zeichen der Macht. Vor allem diese determinieren für einen Alpha den Wert eines Menschen.

Die monetäre Anreizgläubigkeit in den Führungsetagen hängt ursächlich mit der eigenen Motivationslage zusammen. Gratifikationen und dicke Bonuszahlungen sind für Alphas wie kapitale Zwölfender, die es zu erjagen gilt. Weil sich nur die Besten mit solchen Trophäen schmücken können, sind sie eine faszinierende Beute. Dabei sind Auszeichnungen oft so begehrenswert, dass legale Grenzen keinen Einhalt bieten. Denn Bewunderung macht süchtig. Und Sucht ist stärker als Moral.

Extreme Alphas schaden mehr als dass sie nützen

Alpha-Typen sind sehr leistungsbetont. Sie sprechen mit lauter Stimme, meist in der Ich-Form, effekthaschend und durchsetzungsstark. Sie wirken arrogant, aggressiv, selbstsicher und hart. Ohnmacht, also im wahrsten Sinne des Wortes ohne Macht zu sein, macht solche Typen ganz krank. Sie wollen beherrschen und kontrollieren. Ihre emotionale Kompetenz ist gering. Sie sind sachorientiert und kennen nur ein Ziel: nach oben! Sie ziehen in den Kampf und wollen den Sieg.

Alphas brauchen möglichst viele Leute unter sich und locken Ja-Sager geradezu an. An vielen kleinen Zeichen lässt sich erkennen, dass die ganze Firma ihre Eitelkeit pflegt. Huldigen-Programme nenne ich das. Sie hassen andere Götter neben sich, lieben Mitarbeiter als „Dekorationsmaterial“ und verachten jene mit geringem Widerstand. So hemmen sie die Entwicklung all ihrer Leute. Weil nur ihre eigene Meinung zählt, wird fast nie die bestmögliche Entscheidung getroffen. Und wenn sie einen falschen Plan im Kopf haben, läuft das ganze Unternehmen in Richtung Untergang.

Alphas sind von einem Schlachtfeld Demotivierter umgeben

Leider übersehen die, bei denen Wettbewerb wie ein Turbo wirkt, dass nicht jeder tickt wie sie selbst. Weil Alphas niemanden gern neben sich hochkommen lassen, drängt es sie, andere zu demütigen und ihre Minderwertigkeit sichtbar zu machen. Lob und Anerkennung sind deshalb auch überhaupt nicht ihr Ding. „Meine Mitarbeiter machen einfach nichts Gutes. Wofür soll ich sie denn loben?“ sagte mir so einer kürzlich.

Treten Fehler auf, werden Schuldige gesucht, und vor aller Augen bestraft. So sind Alphas zwar auch von Helden, vor allem aber von einem Schlachtfeld Demotivierter umgeben, die sich nichts trauen und höchstens ihre Standardleistungen abrufen können. Deshalb ein Tipp: Wenn Sie von Bestenlisten nicht lassen können, dann zeigen Sie die drei ersten Plätze, nicht aber den Rest, damit man die Verlierer nicht sieht. Was es bedeutet, sein Gesicht zu verlieren, das weiß doch wohl jeder. Unerfreulicherweise brauchen Testosterongesteuerte solche Triumphe.

Wer Macht kraft Amtes hat, ist besonders gefährdet

„Macht verdirbt der Charakter“, sagt wissend der Volksmund dazu. Wie recht der hat! Hirnforscher berichten von einem sich verändernden Hormongemenge, vor allem der Testosteronspiegel steigt. Man wird zu einer High-T-Person, vielleicht sogar zu einer aus der „dunklen Triade“: Psychopathen, Narzissten und Machiavellisten. Die möglichen Folgen: Skrupellosigkeit, Positionengeschacher, Selbstbedienungsmentalität.

Natürlich kann Testosteron auch ein wunderbarer Antreiber sein, es sorgt für Wachstum und Fortschritt und bringt uns mächtig voran. Doch in den falschen Hirnen ist es ein Teufelszeug. Es befeuert Eskalation, erkennt keine Grenzen und fabriziert den gefürchteten Tunnelblick. Höllisch aufpassen muss also jeder, der Macht erlangt, denn Macht verändert die Persönlichkeit. Vor allem die selbstkritische Einsicht versiegt.

Der zunehmend sorglose Umgang mit Machtbefugnissen führt zur blinden Selbstüberschätzung, zu Gewissenlosigkeit, zu pathologischem Größenwahn und womöglich in die Kriminalität. Die ganze Company wird umgebaut, um den Investoren zu imponieren, der Wirtschaftspresse zu gefallen und Boni einzuheimsen, ganz unabhängig davon, ob dies unternehmerisch sinnvoll ist. Und oft ist niemand mehr da, der nach Einhalt ruft. Denn Autoritätshörigkeit verbietet Widerworte.

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