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Going green: Die „grüne“ Zukunft hat längst begonnen

Die Green Economy nimmt mächtig Fahrt auf. Im Zusammenspiel mit digitalen Technologien entwickelt sie sich zum Geschäft der Zukunft. Wer die Lebensqualität der Menschen verbessert und die Welt ernsthaft zu einem besseren Ort machen will, den unterstützen wir gern. Solche Anbieter sind in der Lage, die besten Mitarbeitenden und die besten Kunden anzuziehen, eine mitteilungsfreudige Gefolgschaft von Anhängern um sich zu scharen, reichlich positives öffentliches Interesse auf sich zu ziehen und gute Gewinne zu machen.

Um die Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Initiativen zu erreichen und diese rasch massentauglich zu machen, brauchen wir finanzstarke Investoren, technologische Partnerschaften, das Wohlwollen der Medien und eine Politik, die nicht das alte Schlechte unterstützt, sondern auf kluge Weise das gute Neue. Wir brauchen Business Schools und Wirtschaftsuniversitäten, die Nachhaltigkeitsthemen unverzüglich in sämtliche Studienpläne integrieren.

Wir brauchen mehr Menschen in einflussreichen Funktionen, die Nachhaltigkeitskompetenzen so schnell wie möglich erwerben. Wir brauchen mehr Architekten, die sich der Kreislaufwirtschaft verschreiben, Modedesigner, die nachhaltige Kollektionen auf den Laufsteg schicken, Ingenieure, die sich konsequent weigern, für die Müllhalde zu produzieren – ganz einfach mehr „grün“ in allen Bereichen. Schauen wir uns hierzu einige Zukunftsszenarien an:

Die „grüne“ Zukunft der Landwirtschaft

Während fossile Agrarkonzerne und deren machtvolle Lobbyisten alles daransetzen, aus ihren umweltzerstörenden Geschäften so lange wie möglich Profit zu saugen, beschäftigen sich engagierte Landwirte längst mit der Frage, wie geschundener Boden wieder gesundet, wie seine Wasserspeicherkraft sich verbessert, wie man Erträge auf nachhaltige Weise gewinnt und zugleich die Biodiversität unterstützt, kurz, wie man zu einer regenerativen Agrarwirtschaft, zu gesünderen Nahrungsmitteln und zu einer intakten Natur zurückfinden kann.

Die so Handelnden wechseln die Kulturen regelmäßig und bauen kleinteiliger an, denn, egal welches Wetter, irgendetwas wächst immer. Sie nutzen Mikroben statt synthetischem Dünger, damit Nitrat nicht länger das Grundwasser und die Meere verseucht. Sie beginnen, mit südländischen Kulturpflanzen zu experimentieren – und Ackergifte zu eliminieren. Mithilfe von Baumreihen, Hecken und Brachstreifen ziehen sie Nützlinge an und bieten Artenschutz.

Das Aquaponing kombiniert Fischzucht mit Gemüseanbau, auch auf den Dächern von Lebensmittelgeschäften. Die Logistik fällt damit weg und die Frische nimmt zu. Insgesamt geht der Trend hin zur Regionalität, sodass Waren nicht mehr klimaschädlich um die halbe Welt transportiert werden müssen. Sharing-Konzepte, urbane Produktion und Nahversorgung lassen zudem Orte der Begegnung entstehen. Dies stärkt den sozialen Zusammenhalt.

Die „grüne“ Zukunft des städtischen Raums

Städte tragen erheblich zur Erderwärmung bei – und ihr Energiehunger ist riesig. Die hell erleuchtete Metropole war traditionell ein Symbol für Fortschritt, Moderne und Prosperität. Die Stadt der Zukunft hingegen ist smart. Sie dimmt die Beleuchtung, wenn niemand sie braucht. Sie wird den Menschen gehören, nicht mehr den Autos. Sie wird lebendiger, erholsamer und deutlich grüner. Die Gebäude sind dann Plusenergiehäuser. Sie machen Photosynthese und ihre Dächer verkaufen Solarenergie.

Gemeinschaftsgartenringe entstehen. Urbaner vertikaler Nutzpflanzenanbau wird boomen. Platzsparend und verbrauchernah werden in Wolkenkratzerfarmen Obst, Gemüse und Heilpflanzen auf vielen Etagen gezüchtet. Modulare LED-Beleuchtung ersetzt die Sonne, eine Nährlösung die Erde, CO₂-Düngung erhöht Qualität und Ertrag. Saisonunabhängig erbringt dies deutlich mehr Ernten bei bis zu 90 Prozent weniger Wasser- und null Pestizidverbrauch.

Die zunehmende Begrünung öffentlicher Bereiche, die Renaturierung sowie neue Landschaften mit Mischwäldern, Wildwiesen, Flussauen, Sümpfen und Mooren fördern den Klimaschutz. Straßen werden zu Alleen umgebaut, um bei zunehmender Hitze für Mensch und Tier ein kühlendes Mikroklima zu schaffen. Ganze Bezirke werden nach dem Schwammstadt-Prinzip umkonstruiert, um Wasser zu speichern und bei Starkregen vor Überflutung zu schützen.

Die „grüne“ Zukunft der Mobilität

Vergaser oder Elektro? Die Zukunft der Mobilität wird eine ganz andere sein. Urban Air Mobility und elektrifizierte fahrerlose Transportsysteme setzen sich durch, wenn auch später als gedacht, denn im Gewusel einer City tun sich autonome Fahrzeuge schwer. Flugtaxis und Vertiports, Flugplatz und Bahnhof zugleich, werden in fernerer Zukunft zum Stadtbild gehören. Das Selberfahren im eigenen Auto wird dann zum hochversteuerten Hobby, dem man auf dafür definierten Fahrstrecken frönt. Kaum zu glauben? Den Pferden, einst Transportmittel Nummer 1, ist es ähnlich ergangen, was sich seinerzeit sicher auch niemand vorstellen konnte.

Robotaxis und On-Demand-Konzepte werden unser Mobilitätsverhalten nachhaltig verändern, zumindest im städtischen Raum. Wenn man jederzeit auf sein Handy tippen kann, damit ein Wagen vorfährt, der einen sehr preiswert und bequem von A nach B bringt, ist es quasi sinnlos, sich ein eigenes Auto zu kaufen. Vermutlich wird man zwischen Privatfahrt und Community-Modus wählen können. Im Community-Modus teilen sich mehrere Passagiere die Kosten.

Mit dem Wegfall eigener Autos trennen wir uns von versiegelten Flächen zugunsten üppiger Gärten, die heimischen Pflanzen, Insekten und Vögeln neuen Lebensraum geben. Endlich können die Menschen auch stadtnah wieder der Biophilie frönen: der Liebe zum Aufenthalt in der freien Natur. Unsere Seele mag nämlich weder Verkehrslärm noch Häuserschluchten, sie gesundet bei Vogelgezwitscher im Grün der Wiesen und Wälder.

Die „grüne“ Zukunft der Bauwirtschaft

Rund 40 Prozent der CO₂-Emissionen in der EU entstehen allein durch das Baugewerbe. Hinzu kommen riesige Schutthalden, die beim Abriss entstehen. So stammt mehr als die Hälfte aller Abfälle in Deutschland vom Bau. Bei der Knappheit vieler Ressourcen ist das unverzeihlich. Oder anders gesagt: Vor uns liegt ein Milliardenmarkt mit hohem Aufholpotenzial. Zirkularität im Bauwesen ist aber doch schier unmöglich? Von wegen!

In Zukunft werden Gebäude Materialbanken sein. Beim Urban Mining wird aus Bauschutt, der jetzt noch kostspielig entsorgt wird, ein wertvoller Ressourcenpool. Wir werden einen regelrechten Boom digitaler Lösungen und nachhaltiger Materialien für umweltverantwortliches Bauen erleben. Zudem geht es um die Dekarbonisierung über den gesamten Gebäudezyklus hinweg.

Abrissunternehmen erhalten die Aufgabe, Werte zu sichern. Dazu werden ihre Bagger mit intelligenten Kameras ausgestattet. In ihren Lagern kommt eine sensorgestützte Erkennungstechnik zum Einsatz. Intelligente Müllsortierroboter können eine Genauigkeit von 98 Prozent bei der Sortierung unzähliger Materialströme erreichen.

Virtuelle Gebäudeabbilder werden Informationen über das Bauwerk dokumentieren und die verarbeiteten Materialien kartieren. Schon bei der Planung wird ein Demontagekonzept mitgeliefert. So können nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern auch finanzielle Mittel eingespart und nach dem Lebensende Materialien besser recycelt werden. Auf digitalen Marktplätzen wird das zurückgewonnene Material dann gehandelt. Mithilfe von Matching-Algorithmen wird es an andere Projekte innerhalb des Systems vermittelt und verkauft.

Die „grüne“ Zukunft unserer Ernährung

Eifrig werden bereits neue Nahrungsquellen erschlossen, damit die Menschen gesünder und umweltschonender ernährt werden können. Pflanzenbasierte Proteine spielen dabei eine maßgebliche Rolle. Nahrungsmittel gehören auf den Teller und nicht in den Trog. Nach diesem Motto wird hochwertiges Getreide nicht länger in der industriellen Massentierhaltung verfüttert, um klimaschädliches Billigfleisch zu produzieren, es kommt vielmehr voll und ganz den Menschen zugute.

Kultiviertes Fleisch aus Stammzellen, für das kein antibiotikaverseuchtes Tier sterben muss, und proteinhaltige Fleischersatzprodukte sind die Zukunft. Algen, Seegras, Süßlupinen und Speiseinsekten kommen hinzu. Quallen sind in erwärmten, überfischten und durch Düngemittel verseuchten Meeren die großen Gewinner. Für Badegäste ist das ein Alptraum, hab‘s erst kürzlich am eigenen Leibe erlebt. Doch als kalorienarme, mineralreiche Proteinlieferanten landen Quallenchips schon mancherorts im Salat.

Hochwertige Nahrung kommt bereits heute aus 3D-Bioprintern, ebenso Medical Food. Diese wird nicht nur für die diätetische Behandlung spezifischer Krankheiten eingesetzt, sondern in erster Linie dafür, gar nicht erst krank zu werden. Je nach Status, den das Smartphone, körpernahe Biosensor-Membrane und vernetzte Toiletten in Echtzeit ermitteln, werden die benötigten Zusatzstoffe ins Essen eingedruckt. Eine derart personalisierte adaptive Ernährung kann schon bei den ersten Anzeichen einer Verschlechterung wieder ein stabiles Gesundheitsbefinden schaffen. Selbstoptimierung ist der dazu gehörende Zukunftstrend.

Quelle: Dies sind Ausschnitte aus meinem neuen Buch „Zukunft meistern“.

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