Kategorien
Mitarbeiterführung

Gendermanagement (2/3): Der ‘kleine‘ Unterschied, der bei der Mitarbeiterführung eine große Rolle spielt

Egal, ob im Vorstellungsgespräch, im Meeting oder bei der Präsentation im Büro seines Chefs: Ein Mitarbeiter muss sich immer auch als Person ‚verkaufen‘.

Doch Frauen sind in aller Regel schlechtere Selbstdarstellerinnen als Männer, und das kommt so: In bedrohlichen Situationen wird – ohne dass dies bewusst und gezielt beeinflusst werden kann – bei Frauen ein Hormoncocktail ausgeschüttet, der ängstlich macht und daran hindert, dominant aufzutreten.

Ferner sind bei Frauen die für Zweifel zuständigen Zentren im Hirn länger aktiv. So machen sie sich eher Sorgen, sehen Gefahren an jeder Ecke lauern – und ihre eigene Leistung kritisch. Und Sie suchen die Schuld vor allem bei sich, Männer hingegen suchen sie eher bei anderen.

Von Zweifeln geplagt

„Bei Fehlern sprechen Frauen von ‚Ich‘, Männer von ‚Wir‘, bei Erfolgen ist es genau andersherum“, sagt meine Kollegin Sabine Asgodom. Außerdem halten Verstimmungen bei Frauen viel länger an. Sie vergessen und verzeihen auch nicht so schnell. Selbst kleine Missgeschicke werden oft noch nach Jahren erinnert.

Wenn Frauen Entscheidungen treffen sollen, bleibt das Hirnareal länger aktiv, das sich mit der Fehleranalyse und mit potenziellen Gegenreaktionen oder Gefahren beschäftigt. So kommt es zu Entscheidungsstress und mangelnder Entschlusskraft.

Während Männer sich wichtigmachen, unbeirrt und siegessicher auftreten, zweifeln Frauen an sich und rechnen mit Gegenwind. Sie stellen sich selbst in Frage, sie finden Fehler bei sich – und verkaufen sich so unter Wert.

Viele Frauen scheitern nicht an ihrem Können oder ihrer Leistungsbereitschaft. Sie scheitern an ihrer Bescheidenheit und ihren Selbstzweifeln. Darüber hinaus senden sie Beta-Signale, also Signale der Unterordnung. Eine Stimme, die nach oben geht und dann piepsig klingt, ist eines davon. Ein sich seitlich neigender Kopf ist ein zweites.

Oft behindern Frauen sich selbst

Zu allem Überdruss straft die Gemeinschaft der Frauen mit Ächtung, wer aus ihren Reihen nach oben ausbricht. „Keine hat sich hervorgetan“, war das einstimmig positive Resumée einer Frauengruppe nach einem sportlichen Outdoor-Event. Genau das ist die größte Gefahr bei zu vielen Frauen im Team: In einer Woge von Harmonie versinkt alles in Einheitsbrei und Mittelmaß.

So behindern sich Frauen auf dem Weg nach oben oft selbst. Sie tun sich auch deshalb so schwer, weil sie die Regeln karriereförderlicher Machtspielchen nicht verstehen, weil sie die verbalen und nonverbalen Codes nicht kennen, ihren Platz in der Gruppe nicht suchen, die Befehlskette überspringen, den Oberen das angesagte Anbetungsritual verweigern, nicht in ihrem Schlepptau laufen und keine treue Ergebenheit zeigen.

Denn Frauen geht es um das Gelingen der Sache, nicht um Positionen. Frauen jagen Wissen, während Männer ihre Gegner jagen. Und während Männer noch raufen, arbeiten Frauen bereits fleißig die bereitliegenden Aufgaben ab.

Beute oder Beta?

Männer wollen Helden sein! Und maskuline Hirnarchitektur strukturiert hierarchisch. So verlangt es Männer, zu wissen, wer oben und wer unten ist, und dazu müssen sie sich laufend messen (Wer hat den längsten … Balken im Powerpoint-Erfolgsdiagramm?) Wo Männer regieren, gibt es überall Ranglisten: die besten Verkäufer, die höchsten Jahresgehälter, die reichsten Clans.

Und es gibt Insignien der Macht. Aber: Man misst sich nur mit seinesgleichen. Schon kleine Jungs lernen im Kindergarten: Mädchen verhaut man nicht. Etwas später dann dies: Eine Memme, also „weibisch“ zu sein, ist für einen Buben absolut indiskutabel.

Das Anti-Müller Hormon eist alles Feminine aus ihm heraus. Seine schlimmste Schmach: von einem Mädchen im Wettkampf besiegt zu werden. Kaum ist diese Phase vorbei, fährt die Natur seinen Testosteronspiegel hoch, und der drängt ihn, weibliche Beute zu machen.

All das verfestigt sich später in den Führungsetagen, den ‚Spielplätzen der Macht‘. Solange ein typisches Alphamann-Hirn im Vollautomatikmodus weilt, ist eine Frau, wenn nicht Trophäe, dann „Beta“, also zweite Wahl. Dort, wo Frauen der Preis des Siegers sind, kommen diese als Ebenbürtige einfach nicht vor.

Die Hackordnung entscheidet

Wer in der Hackordnung unten steht, wird herablassend behandelt und bekommt auch weniger ab. Geringerer Lohn bei gleicher Arbeit ist nur ein sichtbares Zeichen dafür. Die Herabsetzungen sind oft sehr subtil, doch sie sind überall da.

Weibliche Mitarbeiter werden von ihren Chefs gern als Mädels bezeichnet, männliche aber nie als Bubis oder Bübchen. Und weibliche Mitglieder in Aufsichtsratsgremien weden schon mal ‚Goldröckchen‘ genannt. Niemand würde sich hingegen erdreisten, ihre männlichen Counterparts als ‚Schlipsträgerchen‘ zu bezeichnen.

In solchen Szenarien müssen Frauen schon Erdbeben veranstalten, um in den Fokus zu rücken – was aber nicht weiblich ist und aus der Gemeinschaft der Frauen entrückt. Keiner mag es, wenn Frauen ihre Erfolge lautstark rühmen und ihr Licht eben nicht unter den Scheffel stellen. Ein Teufelskreis!

Der Ausweg aus diesem Dilemma? Expertise! Expertentum wird von Männerhorden sehr geschätzt und katapultiert auf vorderste Plätze. Ich habe selbst ja hauptsächlich mit Managementkreisen zu tun. Nach meinen Vorträgen höre ich da schon mal hinter vorgehaltener Hand: „Also, als Frau wäre sie nichts für mich.“ Super! Denn wenn das geklärt und abgehakt ist, hat meine Expertise freie Bahn.

Teilen Sie gerne hier: