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5 Vorgehensweisen, um Transformationsprozesse schneller zu machen

Die rasanten technologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen zwingen die Unternehmen zum raschen Handeln. „Wir sind dran, aber das dauert“, hört man vor allem mit Blick auf die digitale Transformation. Bei manchen ruckt es tatsächlich erfreulich. Doch viele laufen sich viel zu langsam warm. Oft genug spürt man förmlich den fehlenden Handlungswillen. Drei wesentliche Gründe dafür habe ich in einem früheren Beitrag bereits genannt:

• Vorausgehen ist eine Frage des Persönlichkeitstyps.
• Es fehlt am notwendigen Wissen und Können.
• Man klammert an überholten organisationalen Prozessen.

Die mehr oder weniger wandlungsaffinen Persönlichkeitstypen und ihre sie prägende Biochemie haben wir im letzten Blogbeitrag schon betrachtet. Die organisationalen Strukturen und Prozesse sind beim nächsten Mal dran. Befassen wir uns heute mit dem notwendigen Wissen und Können, um die digitale Transformation und disruptive Innovationssprünge anzuschieben. Dazu empfehle ich die folgenden Schritte:

1. Befassen Sie sich permanent mit der Zukunft – gemeinsam

Neuerungen beginnen oft mit schwachen Signalen. Gern werden sie als unausgegoren verlacht und von denen, die vom Bestehenden profitieren, niedergemacht. Besser fragen Sie sich zu einem sehr frühen Zeitpunkt: Welche Tragweite haben Zukunftstechnologien für uns, unsere Branche und unsere Kunden? Und wie können wir hierbei zum Vorreiter werden? Beziehen Sie bei der Antwortsuche alle Beschäftigten ein, besonders die Freigeister im Unternehmen und die jungen Talente.

Springen Sie raus aus der Filterblase gängiger Mindsets und branchenüblicher Vorgehensweisen. YouTuben Sie Zukunftsforscher, Technologiekenner, digitale Vorreiter und Wirtschaftsphilosophen – oder lesen Sie deren Bücher. Ziehen Sie TedX-Videos als Lernquellen heran. Buchen Sie Kurse renommierter Online-Universitäten. Holen Sie sich anerkannte Experten für Vorträge und Workshops ins Haus.

Vernetzen Sie sich mit Organisationen, die Transformationsprozesse bereits hinter sich haben und über ihre Erfahrungen offen und ehrlich berichten. Bleiben Sie kontinuierlich an den Trendthemen dran. Die üblichen jährlichen Strategiemeetings reichen längst nicht mehr aus. Dreimonatige Updates sind Minimum, damit das Neue ruckzuck im gesamten Unternehmen Fuß fassen kann. Hierbei sind Zukunftsszenarien hilfreich, um sich dann von dort aus zurückzudenken.

2. Machen Sie sich mit der Szene der jungen Unternehmen vertraut

Statt mit Gleichgesinnten über das immer gleiche zu reden, docken Sie besser an die neuen Innovationsökosysteme an. Besuchen Sie Technologiezentren vor Ort. Oder buchen Sie projektweise ein Innovation Lab, um digital schnell besser zu werden. Dort erarbeiten heterogene Gruppen aus Gründern und Experten in wenigen Stunden mögliche Lösungsansätze. Oder gehen Sie in ein Innovation Camp, wo Sie weit weg vom Alltag und in einem geschützten Raum neue, junge, zukunftsfähige Methoden der Arbeitsorganisation und des Innovationsmanagements kennenlernen.

Wenn junge Unternehmen Neues erschaffen, dann ist dies stets digital adaptiert. Das Meistern von Bits, Bytes und Code ist ihr wichtigstes Kapital. Sie brauchen keine Fabrik, nicht mal eine Garage, um Geschäftsmodelle zu entwickeln, die die Etablierten erzittern zu lassen. Ein Laptop und WiFi reichen meist aus. Die Spielarten der Digitalisierung sind für sie vertrautes Terrain. Das für sich zu nutzen, sich von jungen Gedanken und frischen Ideen inspirieren zu lassen, das macht den Unterschied zwischen den zukünftigen Überfliegern der Wirtschaft und dem traurigen Rest.

3. Führen Sie ein Reverse-Mentoring-Programm ein

Mit einem Reverse-Mentoring-Programm bringen Sie auf einfache Weise frischen Wind, digitale Denke und agiles Handeln ins Unternehmen und bereiten den Boden für größere Transformationsmaßnahmen vor. Dabei drehen sich die Rollen des klassischen Mentorings um: Der Junior coacht den Senior auf den Themengebieten, die „Jung“ besser kann als „Alt“. Vornehmliches Ziel ist es, die digitale Fitness im gesamten Unternehmen zu erhöhen, altgewohnte Kommunikations- und Arbeitsweisen an die Erfordernisse der digitalen Ära anzupassen und Ältere mit den Mindsets der Millennials vertraut zu machen.

Zum Beispiel favorisieren ambitionierte Millennials wechselnde Positionen, in denen sie sich genauso intuitiv ausprobieren, wie sie es mit digitalen Anwendungen tun. Ihnen geht es vor allem um spannende Aufgaben, experimentelle Freiräume und einen bereichernden Erfahrungsverlauf. Alphahierarchische Unternehmenslandschaften sind für sie nicht akzeptabel. Klassische Führungsverantwortung verliert bei ihnen an Attraktivität. Autorität per se wird sofort hinterfragt. Wertvoll ist nicht der, der kraft Amtes einen dicken Dienstwagen fährt, sondern der, der das Fortkommen der Gemeinschaft durch seine Impulse bereichert.

4. Installieren Sie eine digitale Sturmtruppe

Die derzeitige Diskussion, wo die Digitalisierung verortet sein soll, bleibt in der Silodenke verhaftet. Doch genau das ist ein gravierender Fehler. Die Digitalisierung der Geschäfts-, Produktions- und Kommunikationsprozesse betrifft abteilungsübergreifend alle im Unternehmen. In die IT-Abteilung gehört sie ganz sicher nicht hin, dort sitzen vor allem Systemerhalter.

Installieren Sie besser, gegebenenfalls unter der Leitung eines Chief Digital Officers, der direkt der Geschäftsleitung/dem Vorstand zugeordnet ist, eine interne digitale Taskforce, die sich komplett selbstgesteuert organisiert. Sie tritt in digitalen Belangen als Brückenbauer zwischen den einzelnen Bereichen in Aktion.

Veranstalten Sie zudem Hackathons. Hackathons, eine Wortschöpfung aus Hack und Marathon, sind Events zur konzentrierten gemeinsamen Lösung von meist digitalen Aufgabenstellungen mit einem extrem engen Zeitplan. So kommt man zu hocheffizienten Ergebnissen – meist in der Hälfte der üblichen Zeit.

5. Veranstalten Sie Disrupt-me-Workshops

Bei dieser Maßnahme geht es um die Selbstdisruption. Die entscheidende Frage: Was wird in unserem Bereich als nächstes abgelöst und verschwinden? Wer sich für unverwundbar hält, hat schon verloren. Nutzen Sie also gute Zeiten, damit sie gut bleiben. Bevor Sie angegriffen werden, unternehmen Sie besser, von einem Moderator fachkundig angefeuert, den Selbstangriff, zumindest als theoretische Übung.

So können Sie Ihre Schwachstellen ausfindig machen, bevor es andere tun, sich selbst neu denken und Grundlagen schaffen, um zukünftige Geschäftsfelder zu erschließen. Viele Vorreiter der Digitalwirtschaft befassen sich ständig mit diesen Aspekten, um nicht von nachrückenden jüngeren, noch besseren Angreifern disruptiert zu werden.

Die Details zu diesen 5 Punkten habe ich in meinen aktuellen Büchern ausgeführt: Die Orbit-Organisation, Fit für die Next Economy und Querdenker verzweifelt gesucht. Entscheidend bei alledem: Lassen Sie sich von Anderen inspirieren. Finden Sie aber definitiv Ihren eigenen Weg. Denn keine zwei Unternehmen sind gleich. Und, ganz entscheidend: Legen Sie explizit fest, dass Versuch und Irrtum unumstößlich zur Vorgehensweise Ihres Transformationsprozesses gehören.

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