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Mitarbeiterbindung oder Mitarbeiterloyalität (Teil 6)? Die schlimmsten Loyalitätszerstörer und die bösen Folgen von Illoyalität

Es gibt Firmen“, hat mir einmal ein Headhunter gesagt, „da brauche ich ein Abwerben erst gar nicht versuchen. Und dann gibt es andere, da sind die Leute froh, wenn man sie erlöst.“ Da drücke ich die Daumen, dass Ihr Unternehmen zur ersten Sorte gehört.

Eine moderate Mitarbeitermigration ist in unserer neuen Arbeitswelt ganz normal. Und solange nur die weniger Guten gehen, ist sie zwecks Blutauffrischung hie und da auch erwünscht.

Doch meistens sind die Ursachen für hohe Fluktuationsraten hausgemacht. Die Gründe sind vielfältig und reichen von einer schlechten fachlichen Passung über zwischenmenschliche Unverträglichkeiten bis hin zu einer problematischen Führungskraft. Die größten Loyalitätszerstörer aber sind die:

• emotionale Kälte und Mangel an Menschlichkeit
• Vertrauensschwund und Kontrollitis
• ständige Wechsel und Umstrukturierungen
• ein schlechtes Trennungsmanagement

Wer nur allein an diesen Punkten ansetzt, kann die Mitarbeiter-Verbundenheit beträchtlich erhöhen.

Viele Mitarbeiter haben gelernt: Loyalität lohnt sich nicht

Noch vielfach werden die Mitarbeiter wie Ware von einem Bereich in den anderen verschoben, neu zusammengewürfelt oder einfach abserviert. Gerade in den zurückliegenden Jahren hat ein Großteil der Arbeitnehmer mit ansehen müssen oder am eigenen Leib erfahren: Loyalität lohnt sich nicht.

Dass Mitarbeiterabbau manchmal unausbleiblich war und auch zukünftig hie und da notwendig sein wird, sei unbestritten. Doch das Wie war und ist bisweilen absolut inakzeptabel: Mancher hat aus der Presse erfahren, was sein zukünftiges Schicksal ist. Im Intranet konnte man nachlesen, wer bleibt und wer geht.

Andere haben per Email einen Dreizeiler erhalten. Selbst Entlassungen per SMS vom Golfplatz aus kamen schon vor. So wird den Betroffenen ein Abgang in Würde unmöglich gemacht. Und Menschlichkeit wird mit Füßen getreten. Nur: Die Mitarbeiter haben bei so was ein Elefantengedächtnis.

Jede Trennung hat Einfluss auf das Beziehungsgeflecht

Personalabbau ist für alle Beteiligten eine sehr belastende Situation. Jede Trennung hat ja Einfluss auf das Beziehungsgeflecht im Unternehmen. Immer wird sehr genau beobachtet, wie die Firmenleitung mit gekündigten oder freigesetzten Kollegen umgeht. Wird Wertschätzung ausgedrückt für das in der Vergangenheit gezeigte Engagement?

Verhalten sich die Vorgesetzten souverän oder zeigen sie unterkühlte Sachlichkeit? Schieben sie fadenscheinige Gründe vor? Oder rechtfertigen sie die Trennungsmaßnahme mit unbegründeter Kritik an der scheidenden Person?

Werden Mitarbeiter, die von sich aus kündigen, in den Dreck gezogen oder zum Tabuthema erklärt? Fairness im Umgang mit Scheidenden sorgt automatisch für eine größere Loyalität der Bleibenden.

Werden Fluktuationskosten überhaupt richtig berechnet?

Kein Zweifel: Die Fluktuationskosten, die ausscheidende Arbeitskräfte verursachen, sind hoch. Haben Sie dies überhaupt schon mal berechnet? Außerdem wandert Experten-Knowhow zum Wettbewerb ab – und es fehlt vorübergehend im eigenen Haus. Darunter können Kundenbeziehungen sehr leiden. Oder sogar zerbrechen.

Noch teurer kann es werden, wenn Mitarbeiter emotional nicht mehr gebunden sind und dennoch bleiben. Solche Kosten, die den sogenannten “weichen” Faktoren zuzurechnen sind, werden nur selten beziffert, von Controllern meist übersehen und nie bilanziert.

Zu beziffern ist schließlich der Schaden, der Firmen durch üble Nachrede entsteht, da auf diese Weise sowohl potenzielle Bewerber verscheucht, als auch Kunden vom Kaufen abgehalten werden.

Illoyalität ist ein riesiger Kostenfaktor

Unengagierte, im Herzen illoyale Mitarbeiter sind die größten Umsatzvernichter eines Unternehmens. Sie sind zwar physisch noch da, leben aber bereits in der inneren Emigration. Sie sind nicht nur öfter krank, sondern auch bummelig, unzuverlässig, gleichgültig und gedankenlos.

Hierdurch wird ihre Arbeit fehleranfällig. Die auf diese Weise entstehenden Produktivitätseinbußen schätzt man auf mindestens zwanzig Prozent. Und weil solche Mitarbeiter durch ihr ständiges Klagen einen Negativstrudel in ihrem Umfeld erzeugen, sinkt die Produktivität der Kollegen, die dieses Gejammer erdulden müssen, um geschätzte zehn Prozent.

Illoyale Mitarbeiter halten auch ihre Verschwiegenheitsverpflichtung nicht ein. Sie tratschen über schlechten Service, über die Inkompetenz ihrer Kollegen und über Köpfe, die demnächst rollen werden. Auch ungebetene Ohren hören solchen Lästermäulern gern zu.

Illoyale Mitarbeiter sind vor allem dann destruktiv, wenn sie das Unternehmen verlassen. Sensible Daten, die dabei mitgenommen werden, sind Legion. Diese landen nicht nur beim Wettbewerb, sondern auch in grauen Kanälen. Auch Fälle, bei denen verprellte ITler mal eben die Computer zum Abstürzen brachten oder einen schädlichen Virus einpflanzten, sind keine Seltenheit.

Illoyalität: Rache für schlechtes Führungsverhalten

Geht man mit seinen Mitarbeitern schlecht um, werden diese beginnen, ihre Chefs massiv zu mobben: Sie lügen und betrügen, sie intrigieren und sabotieren und werden so zum Racheengel. Ihr Ziel: Vergeltung für (subjektiv) erlittene Ungerechtigkeit. Denn unser Hirn will immer im Gleichgewicht sein, was Mediziner Homöostase nennen.

Dazu brauchen sie keine Gewerkschaften und keinen Betriebsrat, im Web geht das viel wirkungsvoller. So nutzen sie Meinungsportale, Foren und Blogs, um sich über das unerträgliche Betriebsklima und die Machenschaften der Management-Crew mal so richtig auszutoben.

Im Internet lassen sich frustrierte Mitarbeiter keinen Maulkorb umhängen, selbst wenn dies via Guidelines verboten ist. Loyale Mitarbeiter hingegen werden zu Evangelisten und Mitrekrutierern. „Das Touchpoint Unternehmen“ [1] zeigt, wie dies erreicht werden kann.

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