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Mitarbeiterführung

Mitarbeiterbindung oder besser Mitarbeiterloyalität (Teil 4): Wem sind wir loyal verbunden? Und was ist die 5. Loyalität?

Wer seine individuellen Werte, seine Bedürfnisse und seine persönlichen Ziele am Arbeitsplatz aufgeben muss und wer sich ständig verbiegen soll, kann keine Loyalität entwickeln.

Loyalität zeigt sich am ehesten, wenn die Werte eines Unternehmens und die persönlichen Werte seiner Mitarbeiter ein hohes Maß an Übereinstimmung zeigen. Sich voll und ganz mit einem Unternehmen identifizieren zu können heißt auch, sich selbst treu zu sein.

Denn grundsätzlich können wir zwei Loyalitätsrichtungen unterscheiden: die Loyalität gegenüber sich selbst, also nach innen, und die Loyalität gegenüber anderen, also nach außen.

Vier Grundformen der Mitarbeiterloyalität

Wenn wir die Außensicht betrachten, lassen sich auf den ersten Blick vier Loyalitäten erkennen:

• Loyalität zum Unternehmen als solchem
• Loyalität zur direkten Führungskraft
• Loyalität zu Kollegen und Ansprechpartnern
• Loyalität zur eigenen Arbeit

Das Karriereportal Monster hat dazu vor einiger Zeit eine Online-Umfrage gemacht, an der knapp 25.000 europäische Arbeitnehmer teilgenommen haben. Die Frage „Wem gegenüber sind Sie bei der Arbeit am loyalsten?“ erbrachte folgende Antworten:

• Mir selbst 33%
• Meinem Team 32%
• Meinem Unternehmen 19%
• Meinem Chef 10%
• Niemandem 6%

Vor allem die deutschen Arbeitnehmer zeigten einen auffallenden Mangel an Loyalität gegenüber ihren Vorgesetzten. Mit sieben Prozent kommen sie auf den niedrigsten Wert in Europa. Das ist dramatisch, denn neuerdings kommt noch eine fünfte Loyalität hinzu: die Loyalität zu den eigenen Netzwerken.

Ein neues Phänomen: die fünfte Loyalität

Generell sind wir lieber eingebettet in die Gemeinschaft eines gut geführten, renommierten Unternehmens, als ständig „auf der Flucht“ zu sein. Klar, in uns allen steckt der Wunsch nach Abwechslung, vielfach auch der unbändige Drang, zu neuen Ufern aufzubrechen. Und die heutige Arbeitswelt macht für viele das “nomadische Jobben” unumgänglich.

Gleichzeitig teilen wir aber auch das tiefe Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe Gleichgesinnter. Die Massenattraktivität populärer Fußballklubs und die Netzwerkbildung im Web sind sichtbare Zeichen dafür. Auch im Online-Gaming setzt sich dies fort. Die populärsten Spiele sind Gemeinschaftsspiele. Und meist geht es nicht nur darum, Badges und höhere Level zu erreichen, sondern es gilt auch, in renommierte Gemeinschaften und Gilden aufgenommen zu werden.

Die Sippen und Stammesverbände von früher, das sind die Communitys von heute und morgen. Soziale Netzwerke sind nichts anderes als neue Zufluchtsorte und moderne Formen des Herdentriebs. „Social Media ist nur die digitale Entsprechung eines fundamentalen menschlichen Bedürfnisses. Wir möchten verbunden sein, einen Unterschied machen, Einfluss haben, vermisst werden“, sagt der US-Online-Experte Seth Godin.

Soziale Netzwerke sind Verbundenheitskatalysatoren

In Zeiten der Vereinzelung, der schleichenden Vereinsamung und des sozialen Autismus können kollaborative Unternehmen die früheren Kollektive und auseinander brechenden Familienstrukturen ersetzen und so den Menschen eine Heimat geben. Gerade die junge Generation, in der es so viele Schlüssel- und Patchworkkinder gibt, sucht nach neuen Formen des Miteinanders. Und in digitalen Netzwerken werden diese gefunden.

Die Verbundenheit zu solchen „Wahlverwandten“ stellen Millennials über andere Werte. Mit ihnen fühlen sie sich über gleiche Lebenseinstellungen, ähnliche Weltanschauungen und gemeinsame Erfahrungen verbunden. Sie helfen einander mit guten Ratschlägen und stehen füreinander ein. Sie beeinflussen einander bei ihren Lebensentscheidungen und tun die gleichen Dinge. Status ergibt sich aus dem, was man tut, und nicht aus dem, wer man ist.

Horizontale Loyalitäten sind heutzutage wichtiger als vertikale

Frühere Loyalitäten waren vertikaler Natur. Man war zum Beispiel ein eingefleischter Siemensianer – ein Mitarbeiter der Firma Siemens also – und dem Unternehmen ein Leben lang treu. Solche Topdown-Loyalitäten erodieren derzeit massiv. Das Misstrauen gegenüber Institutionen ist groß. Und die bedingungslose Obrigkeitsloyalität von einstmals gibt es nicht mehr.

Horizontale Loyalitäten sind an ihre Stelle getreten. Netzwerke haben die Hierarchie als Ordnungsprinzip abgelöst. Und sie werden überall da zum Sicherheitsnetz, wo herkömmliche Sicherheitsnetze versagen. Denn die sogenannten „strong ties“, zu denen traditionelle Familienverbünde und lebenslange Anstellungen gehörten, sind vom Aussterben bedroht. An ihre Stelle sind die „weak ties“, die lockeren Bande getreten.

Alle fünf Loyalitäten müssen entwickelt werden

Unsere Loyalität gehört heute den Gleichrangigen, dem Freundeskreis, den lockeren Beziehungen im beruflichen und privaten Bereich. Ihnen gegenüber sind wir verbundenheitssüchtig.

Doch insgesamt müssen alle fünf Loyalitäten entwickelt werden. Bleibt eine auf der Strecke, dann wirkt sich dies auf das Treueverhalten der Mitarbeitenden nachteilig aus. Welche dabei im Vordergrund steht, das ist von Mensch zu Mensch verschieden.

Während zum Beispiel die Loyalität der “Analog Seniors” vor allem der Firma gehört, gehört die Loyalität der Digital Natives ihrem Netzwerk. Für sie ist der eigene Arbeitgeber nichts anderes als eines von mehreren Netzwerken, in denen man sich parallel bewegt. Oder so eine Art Volksstamm, dem man sich anschließt – oder eben auch nicht.

Firmen, die in der Lage sind, netzwerkartige Strukturen nachzubilden, sind für sie einen längeren Aufenthalt wert. Solche hingegen, die ihnen verbieten, ihre Netzwerk-Loyalitäten zu leben, kommen für Digital Natives nicht in Betracht.

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